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Aus dem Leben von Pfarrer Zentgraf

Aus dem Leben von Pfarrer Zentgraf

Einige Lebensdaten und Interessantes

Pfarrer Theo Maria Zentgraf,
* 10. April 1882    + 14. Dezember 1965
der auch unter den Pseudonymen „Zeta“ und „Silvanus“ schrieb.

Theodor, Wilhelm, Maria Zentgraf wurde um 6 Uhr vormittags in Hadamar geboren. Sein Vater Wilhelm Zentgraf war Bäcker in Hadamar. Seine Mutter Maria Zentgraf war eine geborene Tripp.

Das Folgende wurde von Rudi Spreitzer aus der Presberger Chronik entnommen

Zu Pfarrer Zentgraf aus Presberg


1919 trat Pfarrer Zentgraf sein Amt in Presberg an.
Schon im April 1920 schreibt er an den Bischof:

Die Renovierung der Kirch ist schon 15 Jahre Gegenstand von Diskussionen, aber keiner will und kann die Renovierung bezahlen. Der östliche Giebel hat Risse und die Fundamente haben sich gesenkt.

Das Bischöfliche Ordinariat sagte aber auch kein Geld zu und Pfarrer Zentgraf hielt in den Rheingaugemeinden Bettelpredigten, um den Grundstock für eine Renovierung zu legen. Die Kirchenrenovierung ist auch das Hauptthema in seinen Sonntagspredigten. Er nennt den Gemeinderat „eine Vereinigung von Sonntagschristen und Halb-Heiden“, den Bürgermeister „einen alten Barbarossa“. Über mangelnden Besuch seiner Gottesdienste kann er sich nicht beklagen und so stellt er 1926 den Antrag die Kirche nicht nur zu renovieren, sondern auch zu vergrößern. Der Zudrang zum Gottesdienst habe in den letzten Jahren so zugenommen, daß Eingang und Treppe voll besetzt seien. Die Gemeinde beschließt am 23.4.1926 zum Kirchenumbau 3000,00 DM zu zahlen und übergibt die schriftliche Zusage dem Kirchenvorstand. 4 Tage später schreibt Pfarrer Zentgraf an das Bischöfliche Ordinariat:

Dem Hochwürdigsten bischöflichen Ordinariat teile ich in der Beilage mit, daß auch die Zivilgemeinde an der Kirchenrenovation ihr helfendes Interesse in Aussicht stellt, was immerhin von Bedeutung ist, da es sich um eine geschlossene katholische Gemeinde handelt, die bis jetzt judenrein und protestantenfrei geblieben ist.

Im Mai 1926 wenden sich der Bürgermeister und der Landrat erneut an das Bischöfliche Ordinariat und berichten, daß der Giebel einzustürzen drohe und Menschenleben in Gefahr seien. Im Juli verfügt das Landratsamt sofortigen Baubeginn. Der Architekt Dr. Ing. Westhofen wird mit der Planung und Ausschreibung betraut. Die Planung dauert Pfarrer Zentgraf zu lange und er beschuldigt Planer und Behörden der Inkompetenz und unterstellt, man verzögere absichtlich, um den Einsturz eines Gotteshauses zu erleben. Im April 1927 wendet sich der Kirchenvorstand an den Bischof, er möge den Pfarrer Zentgraf versetzen, da sich die Streitigkeiten derart zugespitzt hätten, daß eine Zusammenarbeit nicht mehr möglich sei. Im Mai 1927 liegen die Angebote der Baufirmen vor:

Gebr. Trapp    27.843,75 Mark
Kaiser und Nägler    25.659,30 Mark
Nass. Baugesellschaft Lorch     25.437,72 Mark

Die Gemeindevertretung forderte bei der Bewilligung von 9.000,00 Mark das Recht, über die Vergabe der Arbeit abzustimmen.
Dies ärgerte wieder den Pfarrer, der der Firma nicht vertraute. Er verlangte eine Sicherheit für die Erfüllung der übernommenen Arbeiten, einen Bürgen als Selbstschuldner und 1.000,00 Mark Kaution, für jeden Tag der Überschreitung 20,00 Mark Konventionalstrafe. Er setzte sich durch. Im August war Baubeginn, doch der Bau wurde im November wegen Wintereinbruch wieder eingestellt. Die Kirchenmauern standen offen und wegen der Kälte war ein Gottesdienst kaum möglich. Pfarrer Zentgraf sah sich bestätigt und machte Architekt und Gemeinde dafür verantwortlich. Im Frühjahr zeigen sich im neuen Mauerwerk Risse, der Kirchenvorstand kündigte daraufhin den Vertrag mit dem Lorcher Unternehmer und weigerte sich, bereits geleistete Arbeit zu bezahlen. Am 18.7.1928 war der Kirchenvorstand zum Offenbarungseid über das Kirchenvermögen vorgeladen. Der Pfarrer berichtete in den Tageszeitungen über den Bauskandal, und als zu den Streitigkeiten mit Landrat und Gemeinde noch eine private Auseinandersetzung mit dem Kirchenrechner kam, war seine Versetzung fällig. Die Fertigstellung der begonnenen Arbeiten wurden von der Firma Kaiser und Nägler ausgeführt.
Nachfolger von Pfarrer Zentgraf wurde 1928 Pfarrer Westhofen.
Pfarrer Zentgraf, Zeta Poeta genannt, verbrachte 30 Jahre seines Lebens in Presberg, von 1919 - 1928 als Presberger Pfarrer und von 1944 bis zu seinem Tod 1965 als Pensionär. Er wohnte in der nach ihm benannten Zetastraße. In seine Amtszeit fiel der Kirchenumbau, mit heutigen Worten „Bauskandal“. Bei seinen Bettelpredigten zur Finanzierung des Kirchenbaues im Rheingau konnte er sicher sein, daß die Kirchen voll waren. Er prägte auch den Namen „Monte-Preso“ und die Gemeinde war unter diesem Namen bekannter als unter „Presber“. Er bedachte Dorf, Bewohner und Obrigkeiten mit Gedichten, meist Spottgedichten.
Dies brachte ihm viel gewollten Ärger ein, besonders als er Gericht und Landrat aufs Korn nahm. Bei einem Gerichtstermin äußerte er sich: „Jesus ist auch von einem Gericht verurteilt worden und die Wiege dieses Richters stand auch nicht weit vom Jordan.“ Den Landrat, der einen Monokel trug, nannte er „Einglas“ und schrieb in den Tageszeitungen Abhandlungen über Monokelträger. Der Landrat beschwerte sich beim Bischof, er habe einen Sehfehler und müsse aus diesem Grund ein Monokel tragen, es sei eines katholischen Priesters nicht würdig, ein menschliches Gebrechen zu verspotten. Auf eine Rüge des Bischofs hin, verfaßte Zentgraf sein Gedicht „Nach-Kerb Stimmung“, das nach einer Volksliedmelodie auch gesungen werden konnte. Er schrieb über die Fuhrleute, die in Lorch vor der Heimfahrt noch einen tranken, die Jagdpächter, die mit Licht schossen, wie sie zu lange in der Wirtschaft gesessen hatten und die Beschwerdebriefschreiber. Die Gleichnisse des neuen Testamentes münzte er um auf das Ortsgeschehen und die Bewohner. Ständige Streitereien mit den Lehrern und der Gemeinde führten zu seiner Versetzung nach Steinefrenz, wahrscheinlich die nächste Station von Westhofen.
In Steinefrenz ging es auch nicht lange gut, denn schon bei seiner Einführung begrüßte er die Gemeinde in Gedichtform:

Steinefrenzer, Kirchenschwenzer
Bubikopp, kurzer Rock,
ärmellos, kinderlos, Amen

Seine nächste Pfarrgemeinde war Obereifenberg. Dies war schon in der Zeit des Nationalsozialismus und diese Partei lieferte ihm besonders viel Stoff für seine Predigten. In einer Predigt über die Gefahren des Alltags, beschrieb er die gelbe Gefahr, die rote Gefahr und dazwischen die braune Gefahr, wobei man nicht wisse, was schlimmer sei bei dieser Palette.
Als nun die Gestapo einen Spitzel in den Gottesdienst schickte, erkannte er den Mann, rollte den Hirtenbrief des Bischofs, den er an diesem Sonntag verlesen sollte, zusammen, betrachtete durch dieses Rohr eine Zeitlang den Fremdling und schloß die Predigt mit dem Satz:

Ich habe mit dem Reifenberger Fernrohr das Frankfurter Unterseeboot gesichtet.

Da ihn mehrere Verhaftungen nicht abschreckten, versetzte der Bischof ihn zu seinem eigenen Schutz in eine Pfarrei nach Wiesbaden und erteilte ihm Predigtverbot. Da er schon während seiner Dienstzeit in verschiedenen Zeitungen Gedichte, Erzählungen und einen Fortsetzungsroman unter verschiedenen Pseudonymen geschrieben hatte, faßte er im Ruhestand einiges davon in zwei Heften zusammen: „Bei Wällern Tauniden und Rhenanen“, und „Wildrosen vom Wisperwald“.
Seine Ruhestandsanschrift lautet:

Meine Wald- und Wahlheimat
Presberg im rheinischen Waldgau
links-wisperisch und rechts-rheinisch gelegen.

 Über seine Wahlheimat schreibt er:

Freilich hielt man mir schon entgegen, daß ich dadurch einen schlechten Geschmack bekundet hätte. Was bei diesen Larifari-Christen, bei Wilddieben und Holzfrevlern will es dir gefallen? Aber all diesen Stimmen hielt ich entgegen, daß die Leute drunten im Tal sicher nicht besser sind. Zudem bin ich durchaus nicht der Liebling hier oben, im Gegenteil. Des öfteren drohte mir schon die Verbannung durch Ostracimus; besonders damals als die Simijaken beim Kirchenbau auf den verkehrten Renner gesetzt hatten. Damals stand ich sozusagen in einer kreisrunden Front, als ich dringend vor der drohenden Pfuscharbeit warnte. Man hätte meinen können, Schilda läge im Rheingau, als unberufene Ratgeber und Ratschläger sich einmengten, bis dann schließlich nicht die alte, sondern die begonnene Kirchenmauer ins Rutschen kam. Das ganze Dörfchen summte wie ein Bienenkorb, jeder konnte ratschlagen oder Rad schlagen wie auf der KÖ zu Düsseldorf um nicht Ungereimtes zu sagen.
Meckern macht die Menschen dreister
aber kommt der Bau zum Bruch
hat man bald davon genug
Pfuscher ist noch lang kein Meister

Auf Dorf, Umgebung, Landschaft und besonders auf den Schutzpatron schrieb er wahre Loblieder. Er schrieb das Presberger Patronatslied, ließ es drucken und vertonen. Auch schrieb er über die Mutter Gottes, Marienthal, die Wallfahrtsorte in aller Welt, Kartoffelfeuer, die Schwalben und über die Hauskatze.