SuchenKontaktformular
Sie sind hier Home Pfarrer Zentgraf Gedichte Der Teufelsgeiger im Taunus


Der Teufelsgeiger im Taunus

Der Teufelsgeiger im Taunus

Scharen strömen hin zur Schänke,
wo ein fremder Geiger steht,
in der Kirche leere Bänke,
kurze Andacht und Gebet.

Meisterlich führt er den Bogen,
Bursch&rsquo und Mägdlein lockt sein Ton,
alles kommt zum Tanz gezogen,
hier wird Sonntagspflicht zum Hohn.

Leidenschaft kennt kein Besinnen,
man verschmäht den Glockengruß,
und die schmucken Tänzerinnen
merken nicht den Pferdefuß.

Von dem Reifenberge droben
laut die Wandlungsglocke schallt,
weil die Hostie wird erhoben,
vor ihr knien Jung und Alt.

Doch der Spielmann schlägt wie trunken
plötzlich auf sein Instrument,
aus den Augen sprühen Funken,
und die Geige flammt und brennt.

"Gott sei bei uns!" hört man schreien
und das Tänzervolk erbleicht.
"Wer wird uns vom Spuk befreien?"
Weh, der Boden wankt und weicht. -

Abends schwirren Fledermäuse,
wo die Taunus-Schänke stand:
auf dem Drippelweiher leise
wimmern Geister festgebannt.

Arme Seelen müssen büßen,
weil die Gnadenfrist verrann
wird ein Sonntagskind sie grüßen,
dann erst bricht der böse Bann.