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Dem goldenen Hochzeitspaar Scholl

Dem goldenen Hochzeitspaar Scholl

1893     15. Hartung      1943

Herrn Jakob SCHOLL, sen u. Frau Elisabeth geb. WALD in Montepreso auf dem Waldgautabor zur Goldnen Hochzeit gewidmet

"Eine Mauer um uns baue
singt das fromme Mütterlein,
dass dem Feinde vor uns graue
hüll in Deine Burg uns ein!"
die Gottesmauer/Kl. Brentano

1.  Der Waldgau prangt im Winterkleid
1.  wie damals, keine Wintermaid
1.  kein Vogel sang, als unser Pärchen
1.  zur Kirche schritt vor 50 Jährchen

1.  die Glocken aber klangen traut
1.  für Jakob SCHOLL und seine Braut
1.  ob auch kein Sommerwind gefächelt
1.  Sankt Lorenz hat doch still gelächelt

1.  denn Friede herschte in der Welt
1.  MARIA schirmte Dach und Zelt
1.  in ihr sah Bürger noch und Bauer
1.  die Helferin, die Gottesmauer

1.  es gab noch nicht Verdunkelung,
1.  und Sonntags sang man voller Schwung
1.  Romantik in dem Dörfchen blühte
1.  und Christus wohnte im Gemüte

1.  und sprach nicht von verdammter Pflicht
1.  und Schuldigkeit beim Kerzenlicht
1.  man wusste nichts von sauren Mienen
1.  und Alle schafften wie die Bienen.

1.  die Welt war ohne Gram und Groll.
1.  das ist dahin! sagt Vater SCHOLL.
1.  heut weisen rasche Ruderschläge
1.  dem Lebensschifflein andre Wege.

1.  wir bleiben denoch warm und jung
1.  bei plaudernder Erinnerung
1.  denn ähnlich wie beim Kegelschieben
1.  sind von den 9 uns 6 geblieben.

1.  3 blonde Töchter geben heut
1.   mit den 3 Söhnen und Geleit
1.  3 andre Kinder leider fehlen,
1.  die zu den Seligen wir zählen

1.  der Älteste in Frankreich fiel
1.  und kam nach hartem Kampf ans Ziel
1.  auch Peter schied vom warmen Herde
1.   und ruht am Rhein in kühler Erde

1.  das Annachen, ein liebes Kind,
1.  weilt längst, wo Gottes Englein sind
1.  um droben in den Himmelsgarten
1.  die lieben Eltern zu erwarten

1.  dann hört das bittre Weinen auf
1.  ihr wollt doch selber einst hinauf
1.  und all die Lieben wiedersehen
1.  die heut durch Wolkenritze sehen

1.  Was GOTT tut, das ist wohlgetan! - - -
1.  drum schwenken wir des Frohsinns Fahn
1.  und rufen Alle, Jung und Alt,
1.  dass weithin es bis Weisel schallt:

1.  "Trinkt Rebenblut von Rauhental!
1.  das Brautpaar lebe 1000 mal!"
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in Summa 50 Zeilen

die sollen ohne Weilen
zum Tabor=Dörfchen eilen
und Fröhlichkeit Euch bringen
wie soll man sonst den Frost bezwingen?

Sankt Paul, der Eremit,
sitzt fromm in seiner Klaus
und wagt sich keinen Schritt
zum Wintersturm hinaus.
er kaut zum Zeitvertreibe
 am Brot, das ihm ein Rabe bracht',
ein halbes, und er singt und sagt:
"Zu Hause ich gerne bleibe!"
Er kannte nicht das Eheglück
und nicht das rheinische Gebück,
Wo heute goldner Jubel quoll
im Stammhaus der Familie SCHOLL
kein Ordensband und Schützenbest
ist mit dem goldnen Eherest-
man soll es nicht verschweigen-
entfernt nur zu vergleichen!
die Anni und der Willi
die halten nicht mehr stilli
ob auch die Wege sind verschneit,
ihr Kinderherz wird weich und weit:
kein trocknes Brot der Eremiten
nein, Schinken wird hier angeschnitten,
vielleicht sogar ein Nussbaumkuchen,
den flinke Heinzelmännchen trugen
herbei aus dem Schlaraffenland
mit Wein und Wurst und allerhand
bei diesem heitren "SCHOLLEN=Treiben"
mag mancher sich die Hände reiben
wenn in dem Tal der Schnee und Eis
bachab nach Holland macht die Reis'.
die Herrlichkeit wächst in die Breite
der Ofen schluckt die dicksten Scheite,
weil goldig glänzt das liebe Heute,
und jeder Jung=Hahn kräftig kräht:
"Heil Jakob und Elisabeth!"

Wiesbaden im Kindheit=JESUmond 1943