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Abend im Advent

Abend im Advent

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Die AVE-Glocke ist verhallt,
und endlich wird die Straße leer,
kein Kind mehr strapaziert den Ball,
schlaftrunken tappt das Vieh zum Stall,
im Dorfe lärmt kein Traktor mehr.
Und fleißig füllt der Wirt die Becher
im Tabaksqualm der lauten Zecher,
oft sickert darein
das Jägerlatein.
Frau Nachbarin backt Weihnachtsplätzchen,
und friedlich schnurrt mein braves Kätzchen.
Da denk' ich vor dem Nachtgebet,
wie es zur Zeit in Ungarn steht,
und denke an Maria Zell
in Steyermark, den Gnadenquell,
zu welchem Donaupilger fahren
seit mehr als achtmal tausend Jahren,
und denke auch an Karl, den Kaiser,
der aus der Schweiz nach Buda flog,-
man hat ihn bis ins Grab geschmäht,
von seiner Tugend sprach man leiser;
beim Völkerschub kam in den Sog
sein Friedensplan und ward verdreht.
Die Donauwellen weinen weh...
kein Trost, - nur Tod und Wunden!
trotz Makkabbäermut hat jäh
die Panzerwucht das Volk geschunden,
die Freiheit ward im wilden Tosen

im Straßenkampf vom Thron gestoßen,
so war es bei den Thermopylen; -
Ach! die modernen Menschen fühlen
nur wenig von dem Wert und Wort
der Freiheit, - aber Sport
und Toto, Kino, Rennen
und Horoskop hört oft man nennen;
die Kaffeesatzpropheten
verstehen nichts vom Beten,
ein Dämon hat das Netz gesponnen
mit vielen Maschen, scharf und dicht,
Studenten, Arbeiter und Nonnen,
Minister stehn vorm Blutgericht.
Du schönes Ungarn, immer offen
für Lebenslust und Saitenspiel;
Du bist ins tiefste Herz getroffen:
Dein König Karl, starb im Exil,---
vom Sturm zerzaust
und unbehaust
der Flüchtling weint in dem Advent,
weil Heimweh ihm im Herzen brennt...
Mein Rheingaudörfchen liegt in Ruh,
es plätschert nur im Brunnenrohr,
am Himmel blinkt der Sterne Chor,
und Neuschnee flockt aufs Gartentor...
Maria hilf und laß nicht zu,
daß je dein Ungarn untergeht!---
so schließe ich mein Nachtgebet.